Sonntag, 3. Juni 2012

DON - The German Gay Magazine 1974 (Heft 9 bis 12)


DON 9/74 erscheint im September 1974.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Redaktionsleitung und Redaktionsanschrift wie DON 10/1972

Die auf der Titelseite annoncierten "brandneuen Wunschanzeigen" (Kontaktgesuche) bringen es In diesem Heft, wie im ganzen Jahrgang, (komprimiert) auf 2 bis höchstens 3 volle DON-Seiten.


" ... Boys und Männer von 17 bis 70 sieht man hier und keiner von ihnen bleibt lange allein. Denn das wäre ja eine Beleidigung für Italiens Männerwelt. Verlässt ein Tourist sein Hotel und hält er womöglich noch einen Reiseführer in der Hand, so kommt das einem Startschuss für die vielen glutäugigen Jünglinge in der unmittelbaren Umgebung gleich. Sie werden auf Sie zukommen und sofort ein Gespräch beginnen, auch dann, wenn Sie keine Figur wie Bernd Clüver oder Michael Schanze haben. Italienische Männer haben eine sehr empfindsame Seele und werden immer zärtlich sein. Sie versprechen Ihnen alles ... "

Der Beitrag vermittelt zwar keine Fakten, wohl aber schwule Wunschträume. Der junge homosexuelle Italiener des Jahres 1974 ist immer noch extrem (katholisch) verklemmt. Vor glutäugigen römischen Jünglingen, die spontan auf Touristen zukommen, wenn sie das Hotel verlassen, sollte man sich - auch heute noch - eher in Acht nehmen!


Autor Norbert Weissenhagen = Johannes Werres über sinkende Nachwuchszahlen in "Westdeutschland", Verdammung von Homosexualität, weil sie Fortpflanzung ausschliesst und Spekulationen über " ... Homosexualität ist sogar in einigen Fällen ein natürliches Ventil oder Regulativ, wenn Überbevölkerung eine zu grosse Dichte erzeugt, das biologische Gleichgewicht gestört ist und unerträgliche Aggressionen auftreten ... "



Wohl meine erste in DON veröffentlichte Story - Michael Albert = Jens M. A. Reimer. Das Pseudonym habe ich bis Ende 1975 verwendet. In der DON-Ausgabe 12/1975 erschien erstmals mein richtiger Name im Impressum.





DON 10/74 erscheint im Oktober 1974.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Redaktionsleitung und Redaktionsanschrift wie DON 10/1972


Der Autor dieses Vorworts, Rolf v. Lindenau (Pseudonym), ist der Verleger Henry Ferling persönlich. Ferling schrieb öfter Vorworte, die meist mit "Ihre DON-Redaktion" abschlossen.

Es geht um eine Justiz-Posse: Auf einige Seiten eines Bonner Telefonbuchs wurde "Aktionsgruppe Homosexualität", plus eine Telefonnummer, gestempelt. Die Bundespost erstattete Strafanzeige wegen "gemeinschädlicher Sachbeschädigung", ein Straftatbestand den das StGB übrigens nicht kennt. Daraufhin setzte die Bonner Staatsanwaltschaft die gesamte Justizmaschinerie in Gang. Und weil der Inhaber der Rufnummer die 'Tat' verneinte, folgten Einvernehmungen, Observierung seines Wohnhauses, Befragungen von Vermieterin und Nachbarn. Dann wurden die Namen und Adressen aller Gruppenmitglieder verlangt und nach Weigerung - aus Gewissensgründen - zwecks Erzwingung der Aussage, eine Beugestrafe verhängt usw. usw.

Fazit "... Unter dem 22.7.1974 hat der uns allen als verständnisvoller Mitgestalter bei der Reform des neuen Sexualstrafrechts bekannte SPD-MdB Frhr. Ostmann v.d. Leye einen langen Brief an den nordrhein-westfälischen Justizminister Dr. Posser geschrieben ..."

Im PS. des Vorwortes heisst es: "Das Material zu unserem Bericht verdanken wir Herrn RA Dr. Dr. Westerwelle, Bonn." Wie vorher schon einmal erwähnt, war Ferling FDP-Mitglied. Guido Westerwelle war zu diesem Zeitpunkt 12 1/2 Jahre alt. Bei dem RA Dr. Dr. handelte es sich also um Guidos Vater.


Johannes Werres, hier als Herausgeber von 'Gay News', schreibt an den Bundesinnenminister Prof. Dr. Maihofer (FDP). Aufhänger ist der Mord an einem älteren Schwulen.


Autor Michael Albert = Jens M. A. Reimer. Nach meiner ersten Geschichte, siehe DON 9/1974, bat mich Verleger Ferling permanent um neue Stories.



DON 11/74 erscheint im November 1974.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Text- und Bildredaktion Guy Gilbert (= Günther Goebel) und John Mytery  (= Hans Möstl ?) c/o Bifipress AG, Vaduz/Lichtenstein (Goebel wechselt mal wieder seinen Standort)


Ausführlicheres über den Autor Thomas Wagner, einen katholischen Theologen, steht bei DON 5/1974.


Der Diktion nach vermute ich, war der Autor dieses Darmstädter Homolokal-Portraits (gelegen im Zentrum) DON-Verleger Henry Ferling selbst. Der liebenswürdige Familienvater besass Haus und Druckerei in einem Darmstädter Industriegebiet (nahe dem Hauptbahnhof).


Malerische Weihnachts-Geschenk-Idee, siehe hierzu "Michelangelo Ölportraits" bei DON 7/1974.


DON 12/74 erscheint im Dezember 1974.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Text- und Bildredaktion Guy Gilbert und John Mytery c/o Bifipress AG, Vaduz/Lichtenstein, siehe DON 11/1974


Diese DON-Ausgabe enthält sage und schreibe 8 Geschichten unterschiedlicher Längen.


"Haben auch Sie etwas gegen diese Prophetenbärte, wie sie die Urenkel Karl Marx' heut wieder tragen, in der Hand den marxistischen Katechismus, auf den Lippen das imperative Mandat - diese Jünglinge, die so finster autoritär aussehen wie ihre Grossväter? Finden Sie einen solchen Sauerkrautbart ästhetisch? ... "

Dieser kurze Text über eine Abneigung gegen 'unästhetische Marxistenbärte', verdeutlicht, wie die Homo-Publikation DON in den Jahren 1972 bis Ende 1974 von einer politischen Einäugigkeit - bis hinein in den unterhaltenden Teil - geradezu durchdrungen ist. Folgerichtig stammt dieser Bart-Beitrag auch nicht von einem Sebastian, sondern von dem in diesem Blog immer wieder kritisch erwähnten, den gesamten DON-Inhalt dominierenden Autor Johannes Werres.


Etwa ab dieser Ausgabe beginnt der Verleger/Drucker Henry Ferling, Teile des Inhalts auf farbigem, ungestrichenem Papier (weich und voluminös) zu drucken, das für den Bilderdruck völlig ungeeignet ist. Ob das bewusst gemacht wurde oder um Papierreste aufzubrauchen, ist mir nicht bekannt.