Freitag, 13. Juli 2012

DON - The German Gay Magazine 1975 (Heft 5 bis 6)


DON 5/75 erscheint im Mai 1975.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Bild, Anzeigen, Leserbetreuung und Text wie DON 4/1975



In den April- und Mai-Ausgaben stellen sich erstmals (!) zwei Menschen mit Bild vor, die DON (angeblich) machen. Hier: Hans John (Pseudonym) = Hans Moestl.

Hans Möstl bzw. Johann Möstl, Fotograf, * 1949. In DON wird er als 'Bildredakteur' bzw. 'Chef der Bilder' vorgestellt. Ob und welche Aufgaben er bei dem Homo-Magazin tatsächlich wahrgenommen hat ist unbekannt. Möstl gründete 1986 in Frankfurt/Main den heterosexuellen Porno-Verlag Oftly. Seine heterosexuelle Pornoproduktion / Pornoversand Oftly Goldwin GmbH sitzt heute in Österreich.

"Liebe DONs! Ich bin der Hans und die Kollegen von der Redaktion halten es für gut, wenn ich mich als der zuständige "Chef für Bilder' noch mal an dieser Stelle vernehmen lasse. Als kurze Einführung: Berufsfotograf, 26 Jahre alt oder jung - wie man es sehen will - von Österreich "eingewandert" ... Viele Wochen des Jahres bin ich nicht in Deutschland. Malta, Californien, Kenia, Bangkok, Singapur hiessen einige Ziele der zurückliegenden Monate. Es war Arbeit für DON und die Sondernummer "Reisetips für Homotrips", aber natürlich müssen die Brötchen verdient werden und alles Bildmaterial was nicht für DON geeignet ist, gebe ich an grosse Illustrierte. Zwei Kollegen arbeiten daheim für uns, hin und wieder bekommt man auch mal ein gutes Bild angeboten. Leicht ist es nicht, in jeder Ausgabe neue, gute, interessante Typen im Bild zu bringen, bitte glauben Sie mir das. Aber so wie die anderen Freunde in der Redaktion, so gilt eben auch mein Interesse vor allem der Arbeit in DON, ich hoffe, dass man es merkt. Aber ich bemühe mich, noch besser zu werden ... "

Offensichtlich hatte Verleger Henry Ferling die 'Macher' gebeten, sich endlich einmal in DON zu outen, denn mit Alexander Ziegler (für DU & ICH) und Rüdiger Morisse (für him) verkörperten real existierende Personen die beiden Zeitschriften der homosexuellen Konkurrenz.

Ich bezweifle allerdings, dass obiger Vorwort-Text aus der Feder des Hans/Johann Möstl stammt, wie ich auch den Inhalt für eine (um es vorsichtig auszudrücken) masslose Übertreibung halte.

Beispiel: 'Hans John' behauptet - um Fotos für DON! zu schiessen - überall in der Welt herumzureisen, während er sozusagen die Reste "an grosse Illustrierte" gäbe. In den entsprechenden DON-Reiseberichten (Malta usw.) erscheinen aber jeweils nur maximal 4 - 7 Schwarzweiss-Fotos, die offensichtlich 'vor Ort' gemacht wurden.

Das in den DON-Ausgaben dieser Jahre veröffentlichte Akt-Fotomaterial hingegen stammte zum weit überwiegenden Teil aus den unterschiedlichsten (auch privaten) Quellen, von denen keine einzige jemals im DON-Impressum genannt wurde. Ob und welche männlichen Akte von dem Fotografen 'Hans John' stammen, ist unbekannt.


Bei "Jungen für Geld" handelt es sich keineswegs um einen eigenständigen DON-Bericht. Am Schluss steht: Nach >Panorama< Nr. 5 vom 31. Januar 1975, frei bearbeitet und übersetzt von Johannes Werres.

Panorama, niederländische Illustrierte
< hier die Nr. 32 aus dem Jahr 1975


Autor Norbert Weissenhagen (Pseudonym) = Johannes Werres

Im Nachhinein erst fällt auf, dass der konservative Johannes Werres, wenn er gegen 'die Linken' zu Felde zog, sich überaus häufig hinter einem seiner vielen Pseudonyme versteckte:

"Von 300 Homosexuellen, die zum ersten internationalen Kongress für die Rechte der Homosexuellen nach Edinburgh in Schottland angereist kamen, waren nur 50 Frauen ... Dennoch vermochte es diese Minderheit, die Mehrheit um den Finger zu wickeln. Die Frauenthematik beherrschte einen mehrheitlich von Männern vorbereiteten Kongress. Mit seltsam irrationalen Argumenten warfen die Frauen den Männern vor, sie flüchteten in jeder Bedrängnis in ihren priviligierten Raum der Männerrolle zurück. 
Dennoch wurde zum Schluss eine Resolution der sozialistischen Arbeitsgruppe angenommen, derzufolge die Unterdrückung der schwulen Männer sehr eng zusammenhänge mit der aller Frauen und der Ausbeutung von Arbeitern durch die herrschende Klasse.
Diese theoretischen Behauptungen erschweren eine klare Sicht der wirklichen gegebenheiten und verstellen den Weg zu einer Lösung der Homosexuellenfrage. Es ist eben nicht so, wie die Linken behaupten, dass alle Menschen biologisch gleich seien ... das trifft auch auf homosexuelle Männer und Lesbierinnen zu ..."


1975 hatte die Insel Lanzarote sowenig mit schwuler Lust gemein, wie heute (2012). Dies ist dann auch eher eine der regelmässigen Werbungen des Günter Goebel (Bifipress AG, Frankfurt/Main) für Express-Flugreisen (Frankfurt/Main).

Die Aufnahmen zeigen übrigens zwei der ersten Darsteller in deutschen Homo-Porno-Produktionen (Super 8mm), mit denen Günter Goebel auf Lanzarote einen der ersten schwulen Pornos drehte.


DON wird immer 'internationaler'! Hier haben wir es sogar mit einem marokkanischen Autor,  "unserem Mitarbeiter in Tanger, Kouran Moussah", zu tun ... :-)


In dem "Leser"-Beitrag geht es mitnichten um Homos, sondern um einen pauschalen Total-Verriss schwuler Bars. Ich vermute, dass ihn der Verleger deshalb mit "DON-Leser als Autoren" etikettierte.


DON 6/75 erscheint im Juni 1975.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Bild, Anzeigen, Leserbetreuung und Text wie DON 4/1975


Hier erscheint - in Bild und Text (?) das zweite Mal innerhalb von 3 Jahrgängen - der einstige DON-Herausgeber und bis 1976 DON-Redaktionsleiter Guy Gilbert (Pseudonym) = Günter Goebel. Details bei Günter Goebel



Details zu dem Autor Thomas Wagner, einem katholischen Theologen, stehen bei DON 5/1974


linke Seite: Leserfrage- und Redaktionsantwortspiel à la 'BRAVOs Dr. Sommer'



von Asgar Stein - Wer war das? Und gab es ihn überhaupt?
"Zunächst einmal ist es lobenswert zu nennen, wenn eine Zeitschrift sich bemüht, die Vorurteile gegenüber Homosexuellen abbauen zu helfen. Dies vor allem, wenn es sich um eine Jugendzeitschrift handelt. >Bravo< hat in der Vergangenheit einige zaghafte Versuche gemacht und sich des Themas Homosexualität angenommen. Den jüngsten Versuch lasen wir in der Musikzeitschrift >Pop< ..."

Dass ein Thema wie Homosexualität in heterosexuellen Publikumszeitschriften (noch sparsam!) auftauchte, war der sog. Sexwelle - Auftauchen Ende der 60er Jahre zu verdanken (Aufklärungsfilme, Oswald Kolle, sexuelle Freizügigkeit der 68er, 1. Reform des § 175, freizügigere Bilder in der Werbung und auf den Titelseiten der Zeitschriften ...). Allerdings wurde es noch viele Jahre herrlich verkrampft und verklemmt behandelt. Typisch dafür - wie im obigen Beitrag beschrieben - war das Fazit all dieser Artikel: Fürchtet Euch nicht, homosexuelle Kontakte in der Pubertät sind ganz normal. Das ist nur eine Übergangsphase. Von Schwulsein, Diskriminierung und Coming Out war noch keine Rede.