Freitag, 28. September 2012

DON - The German Gay Magazine 1976 (Heft 11 bis 12)


DON 11/76 erscheint im November 1976. Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt, siehe DON 1/1973. Redaktion: Jens M. A. Reimer, R.v. Lindenau (= Henry Ferling), Tommy Brauner (= Jens M. A. Reimer), Bildredaktion: Guy Gilbert (= Günter Goebel) und Hans John (= Hans Möstl), Details bei DON 9/1976


Das Bildmaterial beginnt - vor allem die drucktechnische Wiedergabe - besser zu werden. Auf dieser Seite, wie auch den beiden folgenden, sind zumeist türkische Jungs abgebildet, die für den Kölner (Düsseldorfer?) Callboy tätig waren. Er selbst ist in der Mitte des farbigen Bar-Bildes zu sehen; Details bei DON 7/1976, zweite Seiten-Reproduktion.

Ich vermute (?), der Fotograf war Manfred Rudat (Wohnsitz damals u.a. Düsseldorf), der viele Homo- und Homopornomagazine mit Bildmaterial versorgte und technisch sehr gute Schwarzweissaufnahmen und Farbfotos bot.

Auf den folgenden Seiten erscheinen erstmals wiederholt US-Modelle = Fotos aus den USA: linke Seite "Wer streitet", Rückseite von Titel 12/1976, linke Seite neben DON-Vorwort, linke Seite neben "Buch-Kritik" ...


Die Pedro-Story war, wie vieles in DON, frei erfunden. "Pedro" war kein Spanier, sondern Türke ... siehe obigen Text.




Es tauchen immer wieder Autoren-Namen auf, hier Gunnar Friedrich, auf die ich mir keinen Reim machen, also auch nicht sagen kann, ob es sich um ein Pseudonym handelt.


DON 12/76 erscheint im Dezember 1976. Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt, siehe DON 1/1973. Redaktion: Jens M. A. Reimer, R.v. Lindenau (= Henry Ferling), Tommy Brauner (= Jens M. A. Reimer), Bildredaktion: Guy Gilbert (= Günter Goebel) und Hans John (= Hans Möstl), Details bei DON 9/1976


Bei DON melden sich vier Ärzte, die sich bereiterklären DON-Lesern Ratschläge zu geben und DON-Beiträge zur Gesundheit auf medizinische Richtigkeit zu überprüfen / DON sucht unter seinen Lesern noch einen Anwalt, der bereit ist Lesern und bei juristischen Themen zu helfen / Viele Leserbriefe erreichen die Länge von Kurzromanen / "In dieser Ausgabe lesen Sie Michael Alberts vorerst letzte DON-Geschichte ... Im neuen Jahr weht ein neuer Story-Wind: Gerry Gregor wird Sie erstmals im Januar zum Lesen verführen... " Diese Passage ist kurios und 'witzig', denn beide Pseudonyme hatte ich mir zugelegt, als ich für DON vor Jahren zu schreiben begann. / him heisst jetzt him applaus und versteht sich als "kulturelles Forum für Minderheiten" / In Österreich wird gleichgeschlechtliche Liebe und die Herausgabe von Homo-Zeitschriften immer noch mit Freiheitstrafe bedroht. Trotzdem hat sich in Wien eine erste 'Initiativgruppe Homosexualität' gegründet.

Die Werbung des Gala-Verlages für ein neues Homobuch wird mit folgenden Versprechungen angekündigt: >"... Mit seinem ersten Buch legt Rico di Positano zwölf Geschichten als Proben seines Könnens vor. Sie haben wenig mit Protzereien über Potenz und Promiskuität zu tun. Vielmehr bringen sie Freude am Sex und an der Schönheit männlicher Körper. Seit das Gefühl in der erotischen Literatur wieder 'in' und die Pornowelle verebbt ist, fliessen Geschichten aus dem Leben wie ein breiter Strom dahin .... Rico di Positano will zum Kern des Menschentyps HOMO vorstossen..." Und gestossen wird dann auch; Seite für Seite. Bis zum Bums auf der Mülltonne. Hier wird dem Käufer literarische Erotik in die Augen gestreut, und tatsächlich übertrifft sich Herr Positano zwölfmal in der typischen Potenz-Akrobatik: Anfassen, ausziehen, bums, bums, abspritzen ... Wenn das der 'Kern des Menschentyps HOMO' sein soll, dann Gutenacht. Wer hätte etwas gegen Pornographie, zumal wenn sie, wie in diesem Buch 'Unten ohne' knackig geschrieben ist. Aber man soll doch nicht den Käufer für dumm verkaufen, und ihm unter einem literarischen Deckmäntelchen ein Onanierbuch anbieten. Eine andere homophile Zeitschrift verstieg sich sogar in ihrer Rezension zu den Worten 'regt zum Nachdenken an' und setzte 'Unten ohne' auf den ersten Platz ihrer 'Bestsellerliste' ... <

Rico di Positano oder Rico (auch Autor von Geschichten in DON) = Heinz Liehr (mehr bei seinem Lebenspartner Johannes Werres)


HOM begann in jenen Jahren die schärfsten aller Herren-Unterhosen auf den Markt zu bringen. Die relativ dünnen HOM-Stoffe enthielten einen hohen Lycra-Anteil, waren folglich sehr dehnbar und liessen Geschlecht und Po optisch hervorragend herausbeulen.

Der DON-Verlag schrieb die "Créateurs de sous-vêtements masculins et lingerie masculine" wiederholt an, schickte Muster-Exemplare, bot Kollektionsvorstellungen im Heft und hoffte irgendwann auf einen Anzeigenauftrag. Damals jedoch genierten sich u.a. die Markenhersteller noch ganz gewaltig, in irgendeiner Form in einer schwulen Zeitschrift in Erscheinung zu treten. DONs Musterhefte, hiess es, waren samt und sonders im Hause HOM 'verschwunden' und mit Verweis auf die Pariser Werbeagentur schob man dann irgendwann die homossexuelle Peinlichkeit beiseite.


Die schwulen Publikationen damals erschienen mir alle zu ernst, staubtrocken - kurz - völlig humorlos. Dabei gab es gerade über Schwule, über die schwule Szene und bspw. die kommerziellen Angebote für Homosexuelle jede Menge Komisches, Irrsinniges und Amüsantes. Als ich mit DON 9/1976 begann die Heft-Inhalte festzulegen, begann ich auch regelmässig amüsante Kuriositäten aus der schwulen Szene, der Community und vom schwulen Markt einzubauen. Ralf König trat erst 1984 mit SchwulComix in der Szene in Erscheinung.


Die Buchbesprechung von Alexander Zieglers "Die Konsequenz" überliess ich ganz bewusst Ingo Leander, erschienen in dem Müchner Schwulenblatt Emanzipation 5/1976. Es ist ein ebenso intelligenter wie drastischer Total-Verriss. Ein paar Satzbrocken: "Der süßsaure Sirup der unfreiwillig komischen Darstellung dieser Romanze ... fader Stil ... platte Kalendersprüche ... das Unerträgliche an dem Buch ... >Träume sind Illusionen, und Illusionen sind nicht greifbar<, schwafelt Alexander, >Wegweiser, die dir etwas zeigen, wenn du alleine oder verzweifelt bist ... Aber du darfst nie versuchen, diesen Lichtern, die deine Dunkelheit aufhellen, zu folgen.<"

Schauspieler Alexander Ziegler war schliesslich 'Chefredakteur' des homophilen Konkurrenzblattes DU & ICH, und es hätte nicht gut ausgesehen, wenn ein Redakteur dem anderen Schreib-Unfähigkeit attestiert.


Details zu dem (regelmässigen) Autor Thomas Wagner, einem katholischen Theologen, stehen bei DON 5/1974