Sonntag, 2. Dezember 2012

DON - The German Gay Magazine 1977 (Heft 7 bis 8)


DON 7/77 erscheint im Juli 1977. Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt, siehe DON 1/1973. Redaktion: Jens M. A. Reimer, R.v. Lindenau (= Henry Ferling), Tommy Brauner (= Jens M. A. Reimer), Bildredaktion: Guy Gilbert (= Günter Goebel) und Hans John (= Hans Möstl), Details bei DON 9/1976


Ein Leser fragt "Glauben Sie im Ernst, dass die sogenannte Reform von 1969 in Sachen Homosexualität inzwischen so reiche Früchte an Toleranz getragen hätte ? ..."

"Dazu eine Gegenfrage an den Schreiber: ... Haben Sie im Ernst erwartet, dass nach der Paragraphenreform eine Toleranzwelle über uns schwappt? Ich kann meinen Nachbarn nicht zwingen, mir gegenüber eine tolerante Haltung einzunehmen. Und das Gesetz vermag es schon überhaupt nicht. Ich kann meinen Nachbarn ... höchstens für mich, meine Art oder meine Einstellung gewinnen. Toleranz kann man nicht diktieren. Man kann sie bestenfalls erzeugen. und damit stellt sich die Frage, was die Homophilen seit 1969 selbst getan haben, um die Bevölkerung für sich (und ihre Anliegen) zu gewinnen? Wie haben wir diese acht Jahre genutzt? Und welches Bild bieten wir heute der Öffentlichkeit? ... Das vielfältige Aufblühen und Absterben homophiler Gruppen ... ist nur ein Zeichen dafür, wie stark Einzelinteressen über dem Gesamtinteresse dominieren ... Beziehungslosigkeit ist eine homophile Eigenart. Mangelhaft ausgeprägter Gemeinschaftssinn eine andere. Beides geht Hand in Hand. ich sage das nicht vorwurfsvoll, sondern stelle nur fest und ziehe daraus Schlüsse ..."

 

Gott entnahm eine Rippe von Adam und schuf daraus Eva ("Man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist"). Dieses mosaische Seemannsgarn wird von Religionen und Mackermännern (immer noch) als Beweis für die Vorrangstellung des Mannes (und gerne auch zur Unterdrückung der Frau) missbraucht.

Der Beitrag "Jede Frau war zuerst ein Mann", in einem Homo-Magazin wohl in der Vermittlung zu verstehen, dass alle Menschen männliche und weibliche Hormone (Eigenschaften) besitzen, entsprach den damaligen Erkenntnissen. Die wurden allerdings in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ziemlich über den Haufen geworfen: Eva war zuerst da (Bild der Wissenschaft, 1997)

Aus dem vorgenannten Internet-Beitrag: "Der Aufbau der äußeren Genitalien im fünften und sechsten Schwangerschaftsmonat folgt der gleichen Strategie: Männliche und weibliche Genitalien entstehen aus einer gemeinsamen embryonalen Struktur. Penis und Hodensack können sich nur dann bilden, wenn Testosteron vorhanden ist. Sonst entwickeln sich Klitoris sowie die inneren und äußeren Schamlippen."


In der Bertelsmann Lexikothek, Themenband "Gesundheit" von 1975, steht: "Homosexualität und Unzucht mit Tieren (Sodomie) wurden vor zehn Jahren noch gerichtlich verfolgt. Inzwischen sind diese Verhaltensweisen nicht mehr strafbar, und man belächelt sie eher als Eigentümlichkeiten ..."

Homosexuelle Soldaten in der deutschen Wehrmacht: der Vowinckel-Verlag, Neckargemünd, bringt diesen Titel von dem Militärhistoriker Professor Franz Wilhelm Seidler, Dozent an der Bundeswehr-Hochschule, heraus. Siehe auch Der Spiegel 19/1977: Rosa Winkel

Männercharme heisst das Theaterstück des 'Schwulenkollektivs Brühwarm', das im Hamburger Kommunikationszentrum aufgeführt wurde. DON übernimmt eine Kritik von Peter Föhrding aus MANN und will später eine eigene Besprechung bringen ...

Am 7. März haben die Dreharbeiten für den Fernsehfilm Die Konsequenz begonnen. Alexander Ziegler, der das gleichnamige Buch schrieb, spielt die Rolle des Häftlings Lemmi. Jürgen Prochnow spielt den Häftling Martin, Ernst Hannawalt den Sohn des Gefängniswärters ...

Mit 69 Jahren hat der schwule französische Ex-Diplomat und Schriftsteller Roger Peyrefitte (1907-2000) ("Heimliche Freundschaften"), berühmt auch für viele Skandale, seine kostbare und einzigartige Sammlung erotischer Literatur-Raritäten versteigern lassen.


Patrick Schneider taucht mit anspruchsvollen Beiträgen wiederholt als Autor in DON auf.




DON 8/77 erscheint im August 1977. Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt, siehe DON 1/1973. Redaktion: Jens M. A. Reimer, R.v. Lindenau (= Henry Ferling), Tommy Brauner (= Jens M. A. Reimer), Bildredaktion: Guy Gilbert (= Günter Goebel) und Hans John (= Hans Möstl), Details bei DON 9/1976


Onanierender Japaner, rechte Seite, unten links. "Die manuellen Praktiken im Land der aufgehenden Sonne unterscheiden sich von der europäischen Praxis eigentlich nur in der eleganten Griffhaltung. Selbst bei solcherart Lustbarkeiten kann sich der Japaner ein asiatisches Lächeln nicht verkneifen. Schwungvoll ist aber nicht nur der Faltenwurf dieses Hand an sich legenden Herrn, sondern auch das spritzige Ergebnis seiner Beobachtungen. Oder schaut er nur gedankenverloren hinauf zum Gipfel des Fuji-san?"

Bums annodazumal: eine amüsante Kommentierung alter erotischer Darstellungen.


Neben diesem total verschwommenen Rückenakt erscheint rechtsseitig eine Anzeige des Top-Versand, Sitz ist noch 8034 Germering (= Unterpfaffenhofen), in der - oben - die Nummer 4 des von mir (für Günter Goebel) entwickelten und jahrelang gemachten Pornomagazins HOM OH! (verbotenerweise) angeboten wird, während unten die ersten Sexyslips (Piccolo) auftauchen, die wir damals von einer oberbayerischen Näherei bezogen, die hauptsächlich für Beate Uhse produzierte.


Tommy Brauner (= Jens M. A. Reimer) versucht mit diesem Beitrag das "schwule Selbstbewusstsein" der DON-Leser in ihrer ausserordentlichen Rolle als "gutverdienende, konsumfreudige Stützen der Wirtschaft" zu fördern ... (eine auch heute noch oft auftauschende Verallgemeinerung).


Franz Beckenbauer erzählt dem STERN (23/1977) über sein "Verhältnis" mit Gerd Müller "Die letzte Nacht mit Gerd Müller im Ehebett. Sieben Jahre haben wir es miteinander ausgehalten ... Wir haben den anderen wohl besser gekannt als die eigene Ehefrau..." um dann im STERN 25/1977 die Hüllen fallen zu lassen, um mit (fast) Nackedeibildern aufzufallen.

Florida verbietet per Gesetz (schon verdammt frühzeitig!) "gleichgeschlechtliche Ehen und die Adoption von Kindern durch Homosexuelle"

Matrosen der Bundesmarine müssen künftig auf die scharfe Marinekluft - weitkragige, taillenbetonte Hemdbluse, hautenge weitbeinige Latzhosen usw. - verzichten.

Mit Kinder-Sex, Kinderfrauen, Nymphchen und Lolitas beschäftigte sich - genüsslich auf 7 Seiten - Der SPIEGEL, 22/1977: " ... So schätzt die amerikanische Polizei ... in Los Angeles gäbe es über 3000 Poseure und Akteure unter 14 Jahren ... Immer ungenierter bestimmen Halbwüchsige das Strich-Bild amerikanischer Großstädte,, wobei die Knabenprostitution bereits 70 Prozent ausmacht ... Als die Polizei in Los Angeles einen zehnjährigen mexikanischen Jungen aufgriff, kam sie sogar auf die Spur eines neuen Sklavenhandels. Der Knabe war im Kofferraum eines Wagens über die mexikanische Grenze geschmuggelt und für 500 Dollar an einen reichen Homophilen ... verkauft worden ... " Auch für die DON-Redaktion ist Pädophilie und Homosexualität noch ein und dasselbe.


Hier wird nicht ein schwules Lieblings-Sex-Thema (wie kriege ich den Hetero ins Bett) behandelt, sondern der Versuch unternommen, den Leser durch übertriebene Schilderung von allerlei Klischees grundsätzlich gegen Vorurteile (Klischees) ein wenig zu sensibilisieren.


Mehr über die Jungs und den Fotografen (Manfred Rudat) siehe DON 11/1976. 


Bei dem Beitrag handelt es sich keineswegs um schwule Wunsch-Phantasien, vielmehr ... "Im April 1976, auf dem Jahrestreffen amerikanischer Historiker, veröffentlichte Professor B.R. Burg von der amerikanischen Arizona State University erste Ergebnisse seiner umfangreichen Forschung über das Sexualleben der Piraten im 17. Jahrhundert. Er stellte DON das Manuskript seines Vortrages zur Verfügung, aus dem wir in dieser und weiteren Folgen die wichtigsten Teile veröffentlichen werden ... "