Sonntag, 8. Juli 2012

DON - The German Gay Magazine 1975 (Heft 3 bis 4)


DON 3/75 erscheint im März 1975.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Text- und Bildredaktion Guy Gilbert und John Mytery c/o Bifipress AG, Vaduz/Lichtenstein, siehe DON 11/1974


Eine ziemlich wahre Geschichte (von mir), eingeleitet mit einem Zitat (aus einem Brief) von meinem besten (platonischen) Freund aus Jugendjahren:

Es gibt Dinge, die von uns sehr viel Ernst verlangen. Spielen wir immer nur Theater, verlieren wir soviel innerliche Kraft, dass wir im gegebenen Falle weder andere noch uns selbst halten können. Wir bleiben brillante Feuerwerke, die sehr leuchten, aber nicht zu wärmen vermögen. Wie bitter ist dann die Asche. Raymond


Ich denke, die Überschrift "Libanon: Eldorado für Gay People" ist übertrieben. Richtig ist, dass das mondäne Beirut der 50er und 60er Jahre bis Anfang der 70er - genannt das 'Paris des Nahen Ostens' - mit seinen rasanten Clubnächten, der feinen libanesischen Küche und stylischen Hotels, auch als DIE schwule Partymetropole, vornehmlich der Upperclass, galt.

Etwa seit 2009 spricht man nun wieder vom Schwulen-Mekka Beirut:
29.07.2009 Beirut, the Provincetown of the Middle East The New York Times
09.05.2010 Beirut. Willkommen in Arabiens schwuler Party-Metropole Der Spiegel


Einer von vielen für DON so typischen "Reiseberichten". Er könnte - mit nur vier, fünf Wortänderungen im Drogerie-Magazin stehen. Dabei zahlte der schwule Käufer 7,- DM für das Homoheft (der 'Stern' kostet zu dieser Zeit 1,50 DM) und bekam zusätzlich Werbung in dem Bericht für Express-Flugreisen.


Allein schon der "erstaunlich homophile" Einstieg in diesen Reisereport von Jean-Poule Theodorius (Pseudonym das in Zusammenhang mit Reiseberichten immer auftaucht) ist reisemässig höchst appetitanregend:

"Kennen Sie Paris? Ja? Wie schön für Sie. Wenn nein, dann sollten Sie unbedingt weiter lesen und Paris bald einmal selbst kennenlernen. Wie Sie nach Paris kommen? Das ist doch überhaupt keine Schwierigkeit. Wenn schon nicht mit dem Flugzeug, so mit dem Wagen, der Bahn oder als Tramper, was auch sehr schön sein soll. Ich war mit dem Auto dort, wollte eigentlich nach London, doch wegen des starken Nebels ..."


Details zu dem Autor Thomas Wagner, einem katholischen Theologen, stehen bei DON 5/1974


Und hier - wie alle Hefte wieder - eine der regelmässigen redaktionellen Reklameseiten für TOM men’s shop, Zürich, (der Link führt zu Details über Thomas Wetzel in DON 4/1978).


DON 4/75 erscheint im April 1975.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Neu: Bild Hans John, Anzeigen und Leserbetreuung Joachim Foerster, Text Guy Gilbert c/o Bifipress AG, Frankfurt/Main

Pseudonym Guy Gilbert = siehe Günter Goebel
Pseudonym Hans John = Hans Möstl (Details bei DON 2/1972)
Joachim Förster = Kurt-Joachim Foerster - Es handelt sich (wenn ich nichts übersehen habe) um die erste Erwähnung Kurt-Joachim Foersters in DON. Auf ihn und den Förster-Verlag (in verschiedenen Schreibweisen) wird in Folge noch eingegangen, zumal er 1984 u.a. das Magazin DON von Henry Ferling kaufte.


" ... zwei bevorstehende Neuerscheinungen des Verlags ... eine Sondernummer von DON und einen Travel Guide ...so wollen Sie bitte nicht glauben, wir nutzten eine Chance, auf der ersten Seite von DON Eigenreklame machen zu können ... "

Aber klar ist das Vorwort nichts als Eigenreklame, zumal wenn es im letzten Abschnitt vieldeutig heisst:

" ... Es gibt eine Anzahl sogenannter Gay Guides auf dem Markt, von denen wir einigen ihre Qualität nicht absprechen wollen ... "

1) Dieses Vorwort stammt natürlich mitnichten von Hans John = Johann Möstl, sondern der Verleger  Henry Ferling schreibt seine Reklame persönlich.

2) Einen "Gilbert Travel Guide" habe ich mein Lebtag nicht gesehen.

3) Man hält nach wie vor auf seriöse Distanz: der schwule Leser wird nach wie vor mit "Sie" angesprochen.



115 Zeilen >Reisebericht< über "eine zehntägige Entdeckungsreise". Der Autor Michael Albert = Jens M. A. Reimer ist bis heute (im Jahr 2012) - amüsanterweise - noch nie in Singapur gewesen.

Interessant ist folgender Absatz:
"Früher war das homosexuelle Leben hier turbulenter und bunter als sonstwo in Asien: Es war eine der grössten öffentlichen Shows des Transvestitentums. Dann zerrte die Zeitung 'The New Nation' dieses Thema in mehreren Folgen ans Licht der Öffentlichkeit. Seitdem ist es nicht mehr ganz so blumig..."

'The New Nation' war eine der Zeitungen, die über den skandalösen Pädo-Tourismus (!), massgeblich gefördert von John D. Stamford mit seinem Spartacus International Gay Guide, berichtete. Die ganze Geschichte (recherchiert in 7 Kapiteln) kann man hier nachlesen:

http://brunoleaks.blogspot.com/2011/08/1teil-die-ganze-geschichte-vom.html
 
http://brunoleaks.blogspot.com/2011/08/2teil-die-ganze-geschichte-vom.html

http://brunoleaks.blogspot.com/2011/08/3teil-die-ganze-geschichte-vom.html
 
http://brunoleaks.blogspot.com/2011/08/4teil-die-ganze-geschichte-vom.html
 
http://brunoleaks.blogspot.com/2011/08/5teil-die-ganze-geschichte-vom.html
 
http://brunoleaks.blogspot.com/2011/08/6teil-die-ganze-geschichte-vom.html
 
http://brunoleaks.blogspot.com/2011/08/bruno-gmunder-john-d-stamford-und-der.html