Montag, 15. Juli 2013

DON - The German Gay Magazine 1979 (Heft 10)


Titel: Felipe Rose von den Village People (siehe Beitrag in DON 6/1979)

Felipe Rose ist tatsächlich indianischer Abstammung und arbeitete im Anvil, einer Gay-Bar im Greenwich Village, als er entdeckt wurde. Heute lebt er mit seinem langjährigen Lebensgefährten Charles Sadler in Richmond und führt ein Plattenlabel für Musik amerikanischer Ureinwohner, wofür er schon einige Preise bekommen hat. In der Band war er vor allem für die Choreographien maßgeblich verantwortlich. (aus Wikipedia)

DON 10/1979 erscheint im Oktober 1979.


"Mal ehrlich, lieber Leser: Wann haben Sie letztmals Ihre Nylons und Strapse übergestreift? Wann Augen, Lippen und Fingernägel angemalt? Wann Ihre lila Perücke übergestülpt und sind in das resedagrüne Tüllkleidchen geschlüpft? Was sagen Sie? Sie besitzen weder Netzstrümpfe, noch Schminktüpfchen, noch Tigerfellfummel? Dann geht es Ihnen wie mir! Und dann müssen wir uns gemeinsam mal ernsthaft überlegen, ob wir überhaupt noch richtige 'Homos' sind! ... Angesichts der ... Fummelkreationen auf der Homolulu-Demonstration in Frankfurt habe ich mich ernsthaft gefragt, ob die drei Tropfen 'grès pour homme', die ich mir täglich hinters Ohr tupfe, wirklich ausreichen, um noch als 'richtiger' Homo zu gelten ... Meine Normalität ist ja schon krankhaft! ... Bis zum Tag der Fummel-Show in Frankfurts Strassen haben die Journalisten das Homothema [Homolulu] ausnahmslos unvoreingenommen, sachlich und informativ abgehandelt. Erst als die Schwestern mit Schminke und Schlüpfer ins Spiel kamen, haben die Berichterstatter nicht mehr mitgespielt ... Alles was in gut 5 Tagen - in Richtung Öffentlichkeitsarbeit - zusammengeflickt wurde, ist in wenigen Stunden wieder zerschlagen worden ... "

Homolulu im Echo der Presse: Tendenzwende nach Fummelumzug ab 29. Juli, dokumentiert an 18 Artikeln (Tabelle), die zwischen dem 16. Juli und 3. August erschienen sind.


">Gay Is Beautiful< und >Wir sind überall< hiessen die Slogans auf T-Shirts, Plakaten und Transparenten, als Hollywoods Homosexuelle ** auf die Strasse gingen. Auf dem Santa Monica Boulevard in West-Hollywood, wegen seines hohen homosexuellen Bevölkerungsanteils im Volksmund 'Boys Town' getauft, marschierten 25.000 von ihnen, um offen homosexuelles Selbstbewusstsein zu demonstrieren ..."

** Anmerkung: Seit mehreren Ausgaben schon bezeichnet DON Schwule (stillschweigend) nicht mehr als Homophile / homophil, sondern als Homo bzw. Homosexuelle ... und streut auch öfter mal die Worte schwul / Schwule ein.


Die Überschrift "Homosexuelles Negativbild" ist verwirrend. Tatsächlich hat DON-und-ADAM-Autor Roland-Armin Adler den Film "Armee der Liebenden" von Rosa von Praunheim überaus positiv erlebt: " ... Hätte sich nicht Praunheim des doch recht schwierigen Themas angenommen, wüssten wir heute über diese bewundernswerte Befreiungsaktion nur das,  was die einschlägigen Magazine und Zeitschriften ... brachten ... Wer hatte schon die Möglichkeit, das mit eigenen Augen zu sehen, was nun dieser Film zeigt? Dass Praunheim nicht den Versuch unternommen hat, diese Gay-Bewegung zu dokumentieren ... "


Verehrerbrief an eine Disco-Gruppe
"Liebe Village People ... Meine Liebe zu Euch begann während einer Party, als ich Euren ersten Hit 'Macho Man' hörte, auf einer LP (für Jüngere = Langspielplatte), deren Coverfotos genauso aufregend waren, wie das, was aus den Rillen tönte. Als dann noch jenes 'YMCA' auf den Markt kam, das rasch seinen Einzug in die Hitparaden hielt und die erste Gerüchte über Eure homosexuelle Veranlagung auftauchten, war es vollends um mich geschehen ... "


Eine begnadete Satire: Stefan Troßbach als Zeuge einer Tischrede von Dr. jur. Emmerich Wiegand (MdBt) vor internationalen Gästen im Bonner Minderheiten-Haus zur Zehnjahresfeier des § 175, Absatz c, betreffend die Elektrophilie.


2013: Seit gut und gerne 50 Jahren agitiert die 1925 geborene Christa Meves, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, 1979 u.a. Mitherausgeberin des stramm katholischen 'Rheinischen Merkur', ursprünglich stramm evangelisch, konvertiert 1987 zum Katholizismus, selbst kinderlos (!), lärmend (manche sagen auch: hetzend), fanatisch und in haarsträubend einseitiger Beschränktheit, unter anderem (!) gegen Homosexuelle. In diesem Beitrag nennt DON sie die deutsche Anita Bryan. Während letztere mit ihrer (politischen) Kampagne gegen US-amerikanische Schwule und Lesben im Nirwana versank, verbreitet die nunmehr 88jährige Meves ihren Schwachsinn ungebrochen weiter. Dies ist der erste von mehreren DON-Beiträgen (Anlass ist ihr Homolulu-Hetzartikel im 'Rheinischen Merkur'), in denen wir uns mit dieser Frau beschäftigen.